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Saat-Gut

In den 80er Jahren habe ich als Student der Agrarwissenschaften in einem ökologischen Projekt in den nördlichen Anden von Peru gearbeitet. Es war für mich damals schockierend zu erfahren, dass die Hauptaufgabe des Projektes war, der indigenen Bevölkerung wieder den Zugang zu einheimischem Saatgut zu ermöglichen: Quinoa, Amaranth, Kiwicha, Olluco und viele andere hier unbekannte „Cultivos andinos“ – also Kulturpflanzen, die in den Anden seit tausenden Jahren heimisch sind.
Warum gab es all das nicht mehr ?

Ein Grund waren Hungesnöte  in der ländlichen Region – das Saatgut wurde einfach aufgegessen.
Ein anderer Grund war die Subventionierung von Reisimporten zur Ernährung der Bevölkerung. So hat man auf 4000 m in den Anden Reis aus Asien gegessen zu immerhin einheimischen Kartoffeln… und sonst nichts (ohne irgendeine Sauce, daran kann ich mich heute noch erinnern…). Klar, dass dadurch der Anreiz zum Anbau von alten Kultursorten – auch um damit etwas auf dem Markt zu verdienen ! – nicht gegeben war.

Warum erzähle ich das alles ?
Weil keiner bemerkt, dass die Situation in Europa und weltweit heutzutage ziehlich ähnlich ist wie damals in den 80ern in Südamerika.
Denn der Saatgut-Markt wird genau von den 4 Firmen dominiert, die gleichzeitig auch die entsprechenden Pflanzen-„Schutz“-Mittel herstellen. Auch mir hat man im Agrarstudium versucht, die Produkte von Bayer und Monsanto (jetzt ein Konzern), Syngenta, Corteva Ararscience und BASF als Fortschritt zu verkaufen und auf dem Fenstersims meines Zimmers in Peru stand bei meinem Einzug eine Sprayflasche mit Baygon – ein Biozid gegen Föhe etc. Motto „Si es Bayer es bueno“ – „Wenns von Bayer ist, ists gut“.
Irgendwie bin ich diesen Firmen nicht auf den Leim gegangen, wollte auch nie für eine der Agrarfirmen arbeiten – sondern habe mich früh für die andere Richtung entschieden. Einiges dieser Entscheidung hat bestimmt mit den alten Weisheiten der indigenen Quechua-Bevölkerung in den peruanischen Anden zu tun, aber auch mit vielen Arbeitsaufenthalten auf französischen Bio-Höfen, auf denen ich das Käse machen gelernt habe.

One thought on “Saat-Gut

  1. Jeanette sagt:

    Saat-Gut von euch ist echt gut.
    Einmal gekauft, für immer Saatgut! Einfach von einer ausgereiften Frucht die Samen für das nächste Jahr aufheben – genial!

    Weiter so, liebe Grüße, Jeanette

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