Landschaften schmecken – geht das ?

Ja , denn jede Region hat ihre Rezepte, und diese fussen auf dem was dort wächst. Klima- und bodenabhängig bilden Pflanzen auch verschiedene Aromen aus. Diese Aromen kann man schmecken. Das kann beim Samenkorn angehen, das an die lokalen Gegebenheiten angepasst ist.
Interessant hierzu ist eine historische und ethymologische Betrachtung der lateinischen Begriffs

Sapere

Heute bedeutet das Wort, von dem auch „Homo sapiens“ abgeleitet ist, der „denkende, wissende Mensch“: „wissen“. Nur im italienischen wird es parallel auch noch als Wort für „schmecken“ gebraucht. „Sa buonissimo“ heisst: „Es schmeckt prima“.
Ursprünglich bedeutete das lat. „sapere“ „seine Sinne gebrauchen“, um Unterschiede festzustellen und sich ein Urteil bilden zu können – zB. wenn eine Pflanze bitter ist, ist sie wahrscheinlich auch giftig.
2000 Jahre abendländische Philosphie und insbesondere die Aufklärung mit Kant der sagte: „sapere aude“- was bedeuten sollte: „Habe Mut, selbst zu denken!“ haben den Fokus des Wortverständnisses von „sapere“ von „gebrauche deine Sinne“ einseitig hin zu „denken, wissen“ verschoben.
Dabei sind Wissen und Schmecken kein Widerspruch: Meist merken wir uns früh in der Kindheit, was lecker ist und was nicht (wir „wissen“ das dann) … bilden Vorlieben aus – gewöhnen uns an Geschmäcker, erinnern uns später an die leckeren Gerichte die Mama und Oma gekocht haben… und werden durch Reisen sogar neugierig auf neue Geschmäcker.
Reisen kann man übrigens auch im Garten: Einfach mal etwas anbauen, was man noch nicht kennt: eine andere Knoblauchsorte, ein unbekanntes Kraut wie Huacatay, eine rote Zwiebelsorte – oder einfach die Brennesel und den Giersch im Frühling mal ernten statt jäten !

Schmecken und wissen gehören zusammen, das haben die Italiener schon lange bemerkt – bzw nie bezweifelt.