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Hybrid-Saatgut versus samenfestes Saatgut

BILD OBEN: kein Hybridsaatgut, sondern die klassische Mittelamerikanische Trilogie aus Mais, Bohnen und Kürbis, MILPA genannt.

Bestimmt haben Sie auf Saatgut-Tütchen schon einmal gelesen: (Sorte) F1 – uns sich gefragt, was das bedeutet. An sich nicht schlimmes, denn F1 bedeutet einfach: Filial-generation 1. Von Filius (lat.) > Nachkommen.

F1 steht also für Filialgeneration 1, also erste Nachkommen-Generation. Was heisst das ?

Dazu muss man etwas in die Tiefe der Pflanzenzüchtung gehen. Konventionelle, bäuerliche Saatgutzüchtung wurde über die Jahrtausende so gemacht:
Durch Auslese (Selektion) der schönsten und gesündesten Pflanzen (zB mit den grössten Körnern beim Getreide) wurden über hunderte Pflanzengenerationen (1 Generation – 1 Jahr) die der menschlichen Ernährung dienenden Sorten geschaffen. Hautfaktor hierbei war immer die Zeit – denn man hatte immer nur einen Versuch pro Jahr. So entstanden zB. erst des Einkorn, dann der Emmer, dann der Dinkel und dann die aktuellen Weizensorten.

Klassische Pflanzenzüchtung: Man kann aber auch gezielter vorgehen und Pflanzen, deren Eigenschaften man gerne hätte,  miteinender kreuzen. Man macht also selbst das Bienchen bzw den Wind als Bestäuber. Auch hier hat man einen Versuch pro Jahr – im 1. Fruchtjahr muss der Züchter dann schauen, ob seine Idee die richtige war und bei der neuen Kreuzung ungefähr das rauskam, was er wollte. Beispiel: Die Tomate soll Krankheitsresistenzen haben, aber auch gut schmecken. In diesem Fall wirft man die gesamten beiden Gen-Pools der Eltern zusammen, wie das eben bei der sog. sexuellen Vermehrung der Fall ist. Klassische Nahkommenschaft, also F1 herkömmlich gedacht.

Hybridisierung:  Hier werden  erst mal alle genetischen Merkmale eliminiert, die man als nicht nötig betrachtet. Der Züchter erzeugt erst einmal über Jahre hinweg sogenannte „Inzuchtlinien“ der Pflanzen, die er später kreuzen will. So entstehen genetisch einförmige Linien.
Nun nimmt man 2 dieser Linien ( zB mit den Inzuchtmerkmalen Krankheistresistenz und gut lagerfähige Tomaten-Frucht) und kreuzt sie. Hierkommt der sog. „Heterosis-Effekt“ ins Spiel. Die genetisch völlig verarmten Mutter/Papapflanzen konnten nur die Eigenschaften ans Samenkorn weitergeben, die noch in ihrem Genpool vorhanden waren. Genau diese Eigenschaften kommen dann in der ersten – F1-Hybrid – Generation zum Vorschein, was ja durchaus erwünscht war.

Jetzt kommt das Problem: Die Samen dieser F1-Hybrid-Generation sind logischerweise genetisch auch total verarmt. Wenn man also mit den Samen dieser Pflanzen (also der F2-Generation) weiter versucht, sein Feld zu bestellen, wird man enttäuscht werden: Jetzt spaltet das Genmaterial des Samens zufällig (Mendel) in die wenigen, noch verbliebenen genetischen Ressourcen auf – und da an dieser Stelle nicht mehr viel zu holen ist, wird man Pflanzen mit Früchten bekommen, die kaum etwas mit der Pflanze der Hybrid-F1-Generation zu tun haben. Diese Pflanzen sind dann eben nicht mehr wohlschmeckend und haben keine gute Resistenzen mehr …

Erhaltungszüchtung: In der klassischen Pflanzenzüchtung kennt man das Problem der Variabilität innerhalb einer Sorte natürlich auch – Mendel lässt grüssen. Allerdings kann man diesem Problem leicht begegnen indem man jedes Jahr selektiert. Beispiel Tomate: einfach von der gesündesten Pflanze (Blattwerk) die besten (Geschmack) und für die Sorte typischsten (Form) Früchte sowie falls früher Reife gewünscht, nicht die letzten Früchte für die Samengewinnung selektieren. Das nennt man Erhaltungszüchtung.

Diese Erhaltungszüchtung kann jeder, der einen Garten hat, selbt in die Hand nehmen !

Alle Sorten, die wir anbieten, sind sogenannte SAMENFESTE Sorten (auch wenn es nicht überall explizit dabei steht). Samenfest bedeutet, dass die Sorten nach traditionellen Züchtungsmethoden von Gärtnern und Bauern („Klassische Pflanzenzüchtung“) entstanden sind. Das müssen keine sog. „alten Sorten“ sein, man kann auch heutzutage nach gewissen kriterien Neuzüchtungen entstehen lassen, wie dies zB im Freiland-Tomatenprojekt der Uni Göttingen der Fall ist.

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